Sensationsfund in der Wiener Alserkirche
300 Jahre alte Fresken entdeckt
Im Zuge der laufenden Restaurierung der sogenannten „Alserkirche“ in Wien-Josefstadt wurden vor kurzem großformatige Fresken in der bislang monochrom gefassten Kuppel entdeckt. Bei der Untersuchung des sonst freskenlosen Raums kamen Fragmente von überlebensgroßen Figuren zum Vorschein, die sich nach sorgfältiger Freilegung als qualitätsvolle Malereien der vier Evangelisten – Hll. Johannes, Lukas, Markus und Matthäus – erwiesen. Wie erste Analysen der Malschichten und des künstlerischen Stils zeigen, stammen sie aus der Entstehungszeit der Kirche, die 1704 geweiht wurde.
Diese Malereien stellen einen Sensationsfund dar: Es ist äußerst selten, dass so großflächige barocke Fresken an einem so prominenten Ort, wie hier in den Zwickelfeldern der Kuppel, in ausgezeichneter Qualität erhalten sind. Seit Juli werden die Fresken nun restauriert. Aufgrund des sehr guten Erhaltungszustandes sind nur Retuschearbeiten und das Schließen von kleinen Fehlstellen notwendig. Ende November sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Danach können die 300 Jahre alten Wandmalereien der Öffentlichkeit präsentiert werden.
Die Alserkirche
Die so genannte „Alserkirche“ in Wien-Josefstadt, heute Pfarrkirche der Alservorstadt und Klosterkirche der Minoriten, gehört zu einer Reihe von prachtvollen Barockkirchen, die nach dem endgültigen Rückzug der Osmanen in den ehemaligen Vorstädten Wiens gebaut wurden.
Nach der Gründung des Klosters und Errichtung einer provisorischen Kapelle wurde die heutige Kirche ab 1694 vermutlich nach Plänen des Architekten Mathias Steinl und unter Leitung des Baumeisters Christian Alexander Oedtl errichtet. Im 18. Jahrhundert wurde sie aufgrund eines wundertätigen spätgotischen Kreuzes, das unter mysteriösen Umständen aus Siebenbürgen nach Wien gelangt war und die Kirche zum Wallfahrtsziel machte, weit über die Grenzen der Vorstadt hinaus bekannt. 1784 übernahmen die Minoriten das Kloster und die Seelsorge für das benachbarte Allgemeine Krankenhaus. Dadurch wurde die Kirche auch zum Ort bedeutender Ereignisse: So fand hier etwa 1827 die Totenmesse für Ludwig van Beethoven statt.