Sensationsfund in der Wiener Alserkirche

300 Jahre alte Fresken entdeckt

Innenansicht der Alserkirche, Hauptschiff
Alserkirche: Die Fresken wurden im Chorraum gefunden (rot markiert)

Die so genannte „Alserkirche“ in Wien-Josefstadt, heute Pfarrkirche der Alservorstadt und Klosterkirche der Minoriten, gehört zu einer Reihe von prachtvollen Barockkirchen, die nach dem endgültigen Rückzug der Osmanen in den ehemaligen Vorstädten Wiens gebaut wurden.

1694 bis 1704 wurde sie im unmittelbaren Anschluss an das Kloster nach Plänen des Architekten Mathias Steinl und unter Leitung des Baumeisters Christian Alexander Oedtl errichtet. Im 18. Jahrhundert wurde sie weit über die Grenzen der Vorstadt hinaus bekannt. Grund war ein wundertätiges Kreuz, das unter mysteriösen Umständen aus Siebenbürgen nach Wien gelangt war und die Kirche zum Wallfahrtsziel machte. 1784 übernahmen die Minoriten die Seelsorge für das benachbarte Allgemeine Krankenhaus. Die Kirche war auch Ort bedeutender Ereignisse: So fand hier etwa 1827 die Totenmesse für Ludwig van Beethoven statt.

Im Zuge der laufenden Restaurierungsarbeiten in der Kirche wurden großformatige Fresken in der bislang monochrom gefassten Kuppel entdeckt. Erkennbar waren Fragmente von überlebensgroßen Figuren, die sich nach Freilegung als qualitätsvolle und für den gesamten Innenraum prägende Malereien herausstellten. Dargestellt sind die vier Evangelisten Matthäus, Lukas, Markus und Johannes. Wie erste Analysen der Malschicht und des künstlerischen Stils zeigen, stammen sie aus der Entstehungszeit der Kirche, also aus dem frühen 18. Jahrhundert.

Diese Malereien stellen einen Sensationsfund dar: Es ist äußerst selten, dass so großflächige Fresken um 1700 an einem prominenten Ort, wie hier in den Zwickelfeldern vor dem Chorraum, in guter Qualität erhalten sind. Seit Juli werden die Fresken nun restauriert. Aufgrund des sehr guten Erhaltungszustandes sind nur Retuschearbeiten und das Schließen von kleinen Fehlstellen notwendig. Ende November sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Danach können die 300 Jahre alten Wandmalereien der Öffentlichkeit präsentiert werden.