Mai 2021

Außenaufnahme der Fensterfront
Foto: BDA, Irene Hofer

Das Institutsgebäude des WIFI St. Pölten – Expressive Symbiose von Funktion und Skulptur

Ein Gebäude, Repräsentant für Fortschritt und Entwicklung seiner Zeit und Symbol für Innovation. Auch in seinem geschichtlich geprägten Zustand ist es ein unverwechselbarer Teil des Oeuvres von Architekt Karl Schwanzer.

Das Wirtschaftsförderungsinstitut Niederösterreich beschloss in den 1960er Jahren den Bau eines Lehr- und Werkstättengebäudes in St. Pölten. Karl Schwanzer setzte sich in einem Wettbewerb mit einem innovativen Projekt durch.

Der Gesamtkomplex war gekennzeichnet durch einen flachen, langgestreckten Bauteil mit Werkstätten und Theoriekursräumen. Im vertikalen Kontrast dazu wurde der 17-stöckige Internatsturm realisiert. Man spricht von einer fulminanten Sichtbetonplastik, die mehr oder weniger unbemerkt 1999 abgebrochen wurde, nachdem sie aufgrund statischer Mängel Jahre lang leer gestanden hatte.

Das Institutsgebäude ist heute noch in seiner ursprünglichen Funktion in Verwendung. Der um acht Höfe gruppierte, zwei- bis dreigeschossige Bau, besticht durch ein wesentliches Gestaltungselement – Sichtbeton. Die konstruktiven Elemente aus eben diesem Material werden durch weiße Wände, großzügige Holzglaselemente und stützenlose Fensterbänder ergänzt. Diese Symbiose bewirkt die Expressivität der Architektur.

Auch wenn es in der Vergangenheit schon zahlreichen Veränderungen unterworfen war -Abbruch des als Internatsgebäude dienenden Hochhauses, Anbau und Aufstockung des Institutsgebäudes – war die Bedeutung als Denkmal unbestritten, da es in konsequenter Formensprache den Stil der expressiven Nachkriegsmoderne verkörpert und bereits zum Zeitpunkt seiner Fertigstellung Signal für ein dynamisches und fortschrittliches Niederösterreich war.

Erwünschte Modernisierung im Einklang mit denkmalgerechter Sanierung erfordert eine enge Abstimmung mit dem Denkmalamt. Zur Restaurierung der Sichtbetonfassade fanden im Jahr 2013 Probearbeiten an einer stark verwitterten Hoffassade statt. Sie zeigte Schäden in Form von großflächigen Abplatzungen, bedingt durch Rostsprengung der knapp unter der Betonoberfläche befindlichen korrodierten Torstahlarmierung. Weiters fanden sich zahlreiche Risse, Verschmutzungen und Verwitterungsschäden in Form von Absanden.

Die Reinigung der Betonoberflächen erfolgte mittels Dampfstrahlens und partiellem Sandstrahlens. Die freiliegenden, korrodierten Armierungseisen wurden Sandgestrahlt und erhielten einen Rostschutzanstrich ehe sie wieder mit auf den Bestand angepassten Ergänzungsmassen verschlossen wurden. Dabei imitierte man die Maserung der Schalungsbretter und passte sie farblich mit Retuschen an den Bestand an. Heuer fand eine Überprüfung des 2013 restaurierten Fassadenabschnitts statt, bei der sich die Musterarbeit als erfolgreich bestätigte und diese nun als Vorlage für die Restaurierung weiterer Fassadenabschnitte dient.

Ein weiteres Projekt war die „Analysephase zur Generalsanierung des Institutsgebäudes“. In vielerlei Hinsicht haben sich die Ansprüche an ein modernes Seminargebäude verändert. Dies betrifft sowohl neue Sicherheitsvorschriften als auch Ansprüche der Nutzer nach moderner Haustechnik und effizientem Energieeinsatz. Die geplante Generalsanierung des Institutsgebäudes bereitete man vorbildlich in Form einer denkmalpflegerischen Projektanalyse vor. Dazu waren die erforderlichen Verbesserungen zu untersuchen: Brandschutz, Bauphysik als auch die Ermittlung der Kosten im Laufe der Nutzungsdauer eines Gebäudes (Lebenszykluskosten).

Als Abschluss der Analysephase sanierte man einen überschaubar kleinen Bereich. Dabei passte man auch die Nutzungen an die geänderten Ansprüche an. Dabei fand einer der Gänge eine neue Verwendung als Aufenthalts- und Studierbereich. Die Seminarräume erhielten mechanische Be- und Entlüftungen, Heiz-und Kühldecken sowie akustische Verbesserungen. Ein neues Leitsystem erleichtert nun die Orientierung im Gebäude. Die Qualität dieser Maßnahmen kann nun im laufenden Betrieb überprüft und als Vorgabe für die Generalsanierung dienen.

Damit wurde auf vorbildliche Art ein denkmalpflegerisches Projekt entwickelt, das nun in Etappen umgesetzt werden wird.