November 2022

Außenansicht der Vorarlberger Landesbibliothek in Bregenz
Foto: Vorarlberger Landesbibliothek, VLB

Die Vorarlberger Landesbibliothek in Bregenz: Historisches Ambiente mit Wohlfühlcharakter

Begonnen hat wohl alles in der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts, als der „Ansitz Babenwohl“ hoch über Bregenz als kleiner Adelssitz erbaut wurde. 1906 wurde das gesamte Areal vom Benediktinerkonvent von Beinwil-Mariastein gekauft und das Kloster Sankt Gallus gegründet. Schließlich erwarb das Land Vorarlberg das Gallusstift, um hier von 1983 bis 1985 nach Plänen des Architekten Hellfried Delpin die vorhandenen Gebäude für die Landesbibliothek zu adaptieren.

Die Landesbibliothek galt nach ihrer Übersiedlung als eine der modernsten wissenschaftlichen Bibliotheken in Österreich, es folgten fast 30 Jahre ohne bauliche Veränderungen, obwohl sich die Anforderungen an Bibliotheken als moderne Serviceunternehmen im Laufe der Zeit grundlegend geändert hatten. Im Rahmen einer Generalsanierung in den Jahren 2019 bis 2022 wurde das Gebäude für die Öffentlichkeit nun auch sichtbar nach außen hin geöffnet.

Der Haupteingang wurde in die Mitte des Verbindungsbaus gelegt, um eine imposante Öffnung Richtung Park und Stadt zu erreichen. Der gesamte Erschließungsbereich wurde neu eingedeckt und führt jetzt über die markante, breite Außentreppe direkt durch drei Doppeltüren in die Wandelhalle mit Cafeteria und Lounge. Von hier aus gelangt man unmittelbar zum Servicebereich der Bibliothek, zum Kirchenbau oder in die oberen Etagen des Gebäudes.  Umfangreiche statische Unterfangungen waren notwendig, um den Servicebereich säulenfrei zu gestalten. Teile der Bibliothek erhielten neue Funktionen. So gibt es jetzt im ersten Obergeschoss einen großen Lesesaal mit verspiegelter Decke sowie Gruppen- und Arbeitsräume.

Die Verlegung des Haupteingangs machte den gläsernen Verbindungstrakt aus den 1980er Jahren überflüssig; er wurde abgerissen. Ein unterirdischer, neu angelegter Gang verbindet „unsichtbar“ den öffentlichen Teil der Bibliothek mit dem Verwaltungstrakt. Das mittelalterliche Schlösschen Babenwohl steht nun wieder frei und wird jetzt wieder viel stärker wahrgenommen.

Eine denkmalpflegerische Herausforderung stellte die einzige Türe zum Schlösschen Babenwohl dar, die durch den Umbau nun ungeschützt der Witterung ausgesetzt ist. Als Außentür sollte sie modernsten technischen Anforderungen gerecht werden, was ohne massive Eingriffe in die Substanz der historischen Tür nicht möglich gewesen wäre. Hier galt es abzuwägen und Kompromisse einzugehen. Man einigte sich dahingehend, dass es eine komplett neue einflügelige Eichentür mit einer künstlerischen Neuinterpretation des Türblattes geben soll. Die historische zweiflügelige Eichentür wird nun im Foyer ausgestellt, darf somit erinnern, altern und vor allem erhalten bleiben.

Die Stiftsbibliothek der Benediktinermönche war mit ihrem historischen Terrazzofußboden und der malerischen Wandgestaltung aus der Erbauungszeit gestalterischer Ansatzpunkt für die neuen Innenräume. Die Besucher:innen erleben nun harmonische ruhige Bibliotheksräumlichkeiten und finden einen Lernort mit Wohlfühlcharakter vor.

Die Vorarlberger Architekten Elmar Ludescher und Philip Lutz wurden für den Umbau der Vorarlberger Landesbibliothek mit dem „best architects 23 award“ ausgezeichnet. Somit zählt auch die unter Denkmalschutz stehende Landesbibliothek in Bregenz nun zu den Gewinnern der Kategorie „Umbauten und Erweiterungen“ – und erhält einen der renommiertesten Architekturpreise Europas.

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