Nachlese zum Fachgespräch „Postmoderne & Pluralismus“
Architektur der 1980er Jahre in Österreich

Etwa 160 Personen besuchten am 5. März das Fachgespräch zum Thema “Postmoderne & Pluralismus: Architektur der 1980er Jahre in Österreich” im Festsaal des Bundesamtsgebäudes in Wien. Die Veranstaltung wurde vom Bundesdenkmalamt in Kooperation mit der Bundesimmobiliengesellschaft organisiert und bot eine Plattform für Expertinnen und Experten, um die architektonischen Strömungen der 1980er Jahre in Österreich zu beleuchten.
Nach der Begrüßung durch Christoph Bazil, Präsident des Bundesdenkmalamtes, und Christine Dornaus, Geschäftsführerin der Bundesimmobiliengesellschaft, eröffnete Harald Stühlinger von der TU Wien mit einer Keynote zum Thema “Die Postmoderne(n) – eine Annäherung”. Es folgten Vorträge, die die österreichische Postmoderne im internationalen Kontext, Perspektiven der Denkmalpflege sowie den Umgang mit jüngeren Denkmalen thematisierten.
Am Nachmittag wurden spezifische Fallstudien präsentiert, darunter das postmoderne Architekturkonzept des Wüstenrot Versicherungs-Centers von Josef Lackner in Salzburg und die denkmalpflegerische Praxis am Beispiel des Bundesamtsgebäudes in der Radetzkystraße in Wien. Die Veranstaltung schloss mit einer Diskussion über die Bedeutung jüngerer Zeitschichten aus Sicht der Baudenkmalpflege.
Am Vorabend startete Harald Havas mit dem Vortrag „Kottan, Kreisky und kein Kabelfernsehen. Die 1980er Jahre und der Beginn unserer Gegenwart“ in diese interessante Zeit und nahm das Publikum auf eine Reise durch die Kultur und Gesellschaft der 1980er Jahre mit.
„Postmoderne & Pluralismus. Architektur der 1980er Jahre in Österreich“
Das Verständnis und die Akzeptanz jüngerer Architektur ist oft eine Generationenfrage und so ist es notwendig, von Zeit zu Zeit die Denkmalwerte und Bedeutung jüngerer Architektur und deren Verständnis neu auszuhandeln. Gleichzeitig wird die Halbwertszeit jüngerer Architektur immer kürzer und damit wird auch die Zeit zu entscheiden, welche Objekte für die Zukunft erhalten bleiben sollen, knapper. Mit dem Fachgespräch „Postmoderne & Pluralismus. Architektur der 1980er Jahre in Österreich“ wollte das Bundesdenkmalamt für Bauten jüngeren Datums sensibilisieren und den Stand der aktuellen Forschung und denkmalfachlichen Beurteilung dieser Zeitstellung darlegen und diskutieren.
Nachdem der Begriff „Postmoderne“ kein unumstrittener ist bzw. die Interpretation, was denn alles postmodern sei und was nicht, relativ groß ist, wurde bewusst auch auf den Begriff des Pluralismus hingewiesen. Nicht nur in Österreich werden Bauten der 1980er Jahre unter Schutz gestellt, sondern etwa auch in Deutschland widmen sich die Landesdenkmalämter diesem Thema. Aber auch die universitäre Forschung stellt eine wichtige Grundlage zur Beurteilung dieser Bauten dar.
Die Vorträge und Diskussionen haben gezeigt, dass die Architektur der 1980er Jahre teilweise internationalen Trends folgt, andererseits aber auch regionale Spezifika aufweist. Und dass es daher nicht nur gilt, die architektonischen „Highlights“ dieser Zeit zu würdigen, sondern auch besonders typische und regionalspezifische Bauten unter die Lupe zu nehmen. Neben der künstlerischen Bedeutung der Architektur spielen dabei auch gesellschaftspolitische und sozialgeschichtliche Aspekte in den 1980er Jahren eine besondere eine Rolle, etwa mit den damals aufkommenden Themen der Partizipation, der Ökologie und der zunehmenden Diversität der Gesellschaft.
Abgesehen von der Denkmalbedeutung der Architektur stellt sich für die Denkmalpflege natürlich auch die Frage der denkmalgerechten Erhaltung und Instandsetzung. Erste Beispiele möglicher Restaurierungen sowie die Frage mit dem Umgang jüngerer Zeitschichten am Denkmal bildeten daher den Abschluss der Veranstaltung.