Der Goldschatz von Ebreichsdorf

Nach Restaurierung ist der Sensationsfund nun erstmals im Naturhistorischen Museum Wien zu sehen.

Bei archäologischen Ausgrabungen durch die Novetus GmbH wurde 2019 und 2020 im Vorfeld des Ausbaus der Pottendorfer Linie der ÖBB in der spätbronzezeitlichen Siedlung (1300 - 800 v. Chr.) von Ebreichsdorf ein mehrere Objekte umfassender Goldschatz entdeckt.

Herausragend bei diesem Depotfund ist eine fein verzierte goldene Schale, die bisher im mitteleuropäischen Raum einzigartig ist: Schalen dieser Art werden üblicherweise als Kultgegenstände interpretiert. Auch das Dekor unterstreicht den kultischen Charakter der Schale, da es in Verbindung mit einem in der Bronzezeit weit verbreiteten Sonnenkult zu sehen ist. Neben der Goldschale umfasst der Schatz mehrere Goldspiralen und Goldspiralenbündel sowie ein Goldfadenkonvolut, bei dem es sich nach ersten Analysen durch Fachleute des Naturhistorischen Museums Wien um die Reste eines golddurchwirkten Textils mit von Goldfäden umwickelten Fransen handeln dürfte. Verschiedene Golddrähte hielten sowohl das Goldfadenbündel als auch das gesamte Konvolut zusammen.

Sie wurden vor 3.100 Jahren angefertigt, verwendet, und dann im Bereich einer Siedlung in der Erde verborgen. Die Gründe dafür wissen wir nicht. Die jeweilige Motivation dahinter kann vom Verstecken eines Schatzes bei drohender Gefahr genauso liegen wie einer rituellen Niederlegung kostbarer Objekte, um etwa eine Gottheit zu ehren. Da die Schatzfunde aus schriftloser Zeit stammen, bleibt es geheimnisvoll.

Die Goldobjekte wurden untersucht, um Näheres über die Herstellung und Herkunft des Goldes herauszufinden. Die Restaurierung der Objekte erfolgte durch das Bundesdenkmalamt und die Prähistorische Abteilung des Naturhistorischen Museums Wien.

Am 18. August fanden der Festakt zur Schenkung des Goldschatzes an das Naturhistorische Museum Wien durch die ÖBB Österreichische Bundesbahnen sowie eine Buchpräsentation zum Goldschatzfund von Ebreichsdorf statt. Präsident Christoph Bazil sprach dabei Grussworte.
Ab sofort können die wertvollen Objekte im Goldkabinett des Naturhistorischen Museums aus der Nähe bewundert werden.

Von 18. bis 20. August wurde ein international, interdisziplinär und hochkarätig besetzten Symposium veranstaltet: Die Ergebnisse der Analysen zur Herstellung, Verarbeitung, kulturellen Bedeutung und Herkunft des Goldschatzfundes wurden dabei erstmals präsentiert. Auch werden die Goldobjekte mittels Beiträgen internationaler Fachkolleginnen und Fachkollegen in den Kontext der Prähistorischen Goldfunde des 2. und 1. Jahrtausends v. Chr. in Europa gestellt. Der Schwerpunkt lag hierbei auf Aspekten wie die Einordnung der Goldfunde in der materiellen Kultur der Spätbronze- und Früheisenzeit, Handel und Netzwerke, Rohstoffherkunft oder Produktionsdetails.

 

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