Hofrat Univ.-Doz. Dr. Dipl. Rest. Manfred Koller (1941 - 2025)

Hofrat Univ.-Doz. Dr. Dipl. Rest. Manfred Koller, ein wunderbarer Mensch und eine wahrliche Gallionsfigur der Konservierung und Restaurierung ist leider am 3. August nach schwerer Krankheit von uns gegangen.
Manfred Koller wurde 1941 in Wien geboren. Seine Mutter, mit der er zeitlebens sehr verbunden war, half ihm als Alleinerziehende Schule und Studium zu meistern. Er studierte an der Akademie der Bildenden Künste in Wien „Konservierung und Technologie“ bei Robert Eigenberger und gleichzeitig „Kunstgeschichte und klassische Archäologie“ bei Otto Demus und Renate Wagner-Rieger. Verschiedene Praktika im In- und Ausland brachten ihn in Kontakt mit internationalen Plattformen, die im Bereich der Erhaltung von Kunstwerken und Denkmalen von Bedeutung waren und auf einen verbesserten und nachhaltigen Umgang mit dem kulturellen Erbe abzielten.
Es war Manfred Koller ein großes Anliegen als Brückenbauer Diskrepanz und Missverständnisse zwischen Kunsthistoriker:innen, Denkmalpfleger:innen und Restaurator:innen anzusprechen und Verständigungsprozesse einzuleiten. Dies erreichte er durch großes Engagement und sein umfangreiches Fachwissen, das er stets vermittelnd einzusetzen wusste. Viele von uns haben in einer seiner vielen Vorlesungen erstmals die unmittelbaren Zusammenhänge der Entstehungsvorgänge von Kunstwerken zu begreifen begonnen. Wenn in einem Auditorium Maximum erstmals vor hunderten Studierenden Eitemperafarben angerührt wurden, oder Goldfolien auf grundierte Oberflächen angeschossen worden sind, war ihm Staunen und Beifall der Studierenden gewiss.
Als Amtsrestaurator und dann als Leiter der Werkstätten des Bundesdenkmalamtes war er dem Bundesdenkmalamt von 1965 bis 2005 ein treuer Mitarbeiter und Verbündeter und er hatte auch dort stets die Rettung und den Erhalt der Kunstwerke und Baudenkmale im Blick. Den prachtvollen Gemälden, polychromen Skulpturen, reich bestickten Textilien oder bunt gefassten Hochaltären, geschlämmten Steinplastiken, farbenfrohen Fresken oder reich gegliederten Fassaden von faszinierenden Gebäuden widmete er seine Aufmerksamkeit. Viele Aufnahmen zeigen ihn am Beginn seiner Laufbahn als profunden Restaurator, der für den Erhaltungsprozess unseres kulturellen Erbes mit Skalpell oder Pinsel selbst Hand anlegte. Dabei lernte er auch seine Frau Ildiko kennen und lieben.
Bald jedoch bemerkte er mit gleichgesinnten Konservierungswissenschaftler:innen Mankos in den gängigen Erhaltungsstrategien und verlegte seinen Schwerpunkt immer mehr in die Vermittlung besserer Grundlagen und Herangehensweisen. Da er stets über den Tellerrand schaute, war er offen für wichtige Innovationen, die ihn oftmals auch mit vielen Fachinstituten im Diskurs hielten. Er vermittelte sein geballtes Wissen und wichtigen Fachkenntnisse nicht nur an den österreichischen Kunstuniversitäten, sondern er tat dies auch an vielen anderen Ausbildungszentren in ganz Europa. Nicht umsonst war Manfred Koller auch für ICCROM aktiv und 1979 Gründungsmitglied der Austrian Group des International Institute for Conservation (IIC), wo er mit den damaligen „Restauratorenblättern“ sämtliche Fachrestaurator:innen erreichen konnte.
Auch seine schriftlichen Werke, die weit über 600 Publikationen umfassen, hatten hauptsächlich das Ziel, positiv auf den Erhalt der Denkmale einzuwirken. Seine Bücher über den Kefermarkter Altar und den Pacher Altar oder über die Leistungen der Brüder Strudel und viele andere Schriftwerke dürfen in keiner Fachbibliothek fehlen, denn sie sind Grundlage für vieles, das noch folgen wird.

Manfred Koller war auch ein Familienmensch, der stets für seine Frau und seine Kinder da war. Oft hielt er seine Aufenthalte fern der Familie eher kurz, was zu vielen Reisezeiten führte, die er für seine vielen Publikationen zu nutzen wusste. Ich erinnere mich zum Beispiel, dass er während einer Zugfahrt von Innsbruck nach Linz drei Artikel für Fachzeitschriften verfasste. Manfred Koller war bei den Restaurator:innen und anderen Fachkolleg:innen ein gern gesehener Gast, da seine Expertise stets gefragt und hilfreich war. Egal ob in Ateliers, Aufenthaltsräumen, Vorlesungssälen, auf Baustellen oder Gerüsten, wichtige Einwände, helfende Ratschläge oder ein guter Fachdisput taten sowohl den Kunstwerken als auch den daran beteiligten Menschen gut.
Manfred Koller hat seinen Beruf mit höchstem Engagement und Leidenschaft gelebt die bemerkenswert und außergewöhnlich waren. Er war Vorbild als Mensch und als brückenbauender Kollege. Er wird vielen von uns fehlen. Sein Wirken und sein Beispiel im Kanon der Bemühungen um das kulturelle Erbe werden jedoch von Dauer sein. Seine Menschlichkeit lebt in jenen weiter, die ihn kannten und schätzten. Danke dafür.
Text: Mag. Hans Nimmrichter, Leiter der Abteilung für Konservierung und Restaurierung im Bundesdenkmalamt