Geschichte der Restaurierwerkstätten

Die Praxis der Restaurierung von Kunstwerken war in der ersten Zeit der 1850 gegründeten „k.k. Central-Commission zur Erforschung und Erhaltung der Baudenkmale“ dem nur wenig beeinflussbaren Engagement von Kunsthandwerkern, Malern und Kunsthistorikern überlassen. Als Folge dieses unkontrollierten autonomen Handelns bemühte sich die ab 1873 in „k.k. Zentralkommission für die Erforschung und Erhaltung der Kunst- und historischen Denkmale“ umbenannte Vorgängerorganisation des Bundesdenkmalamtes verstärkt um eine akademische Ausbildung für Restauratoren an der Akademie der bildenden Künste in Wien, die jedoch vom Akademiekollegium zunächst als nicht erforderlich erachtet wurde. Erst 1933 gelang es dem damaligem Direktor der Gemäldegalerie der Akademie der bildenden Künste Dr. Robert Eigenberger eine Restaurierklasse einzurichten und 1937 ein Vollstudium durchzusetzen.

Die Wiener Amtswerkstätten wurden ab 1939 am neuen Amtssitz im Straßentrakt des Salesianerinnenklosters auf dem Rennweg in Wien unter der Leitung von Dr. Herbert Seiberl eingerichtet. Das Personal bestand aus drei Maler-Restauratoren und einem Bildhauer sowie mehreren Hilfskräften. Zum Auftakt waren 1939 für die programmatische Donauland-Ausstellung im Museum für Angewandte Kunst zahlreiche Hauptwerke mittelalterlicher Kunst nach Wien zu bringen. Zwischen 1942 und 1945 waren die Mitarbeiter vorwiegend mit der Auslagerung zahlreicher Kunstobjekte in diverse Bergwerkstollen von Salzburg sowie der Überprüfung der dortigen Lagerungsbedingungen beschäftigt. Zeitgleich wurden die Mitarbeiter teilweise zur Wehrmacht ein- oder zu Dachdeckarbeiten zur Sicherung von Deckengemälden abgezogen. Zwischen Kriegsende und 1948 konnten alle Kunstwerke wieder zurückgeholt werden, zeitgleich war man zunehmend mit Bergungen und der Behebung der Kriegsschäden beschäftigt. Aufgrund des enormen Platzbedarfs konnten unter anderem auch ebenerdig gelegene Räume der Rennwegkaserne sowie der ehemalige Pferdestall im Unteren Belvedere ebenfalls als Restaurierateliers genutzt werden.

Als Geburtsjahr der „Amtswerkstätten im Arsenal“ gilt das Jahr 1955.

Es ist Dr. Josef Zykan und seinen, beim Wiederaufbau der Militärakademie von Wiener Neustadt gewonnenen Kontakten zum neu gegründeten Bundesheer zu verdanken, dass im Juli 1955 die östliche Hälfte des durch Bomben vollständig zerstörten Objekts 15 im Wiener Arsenal für das Bundesdenkmalamt zur Verfügung gestellt werden konnte. (Dem Stil des damals üblichen Tauschhandels entsprechend wurden dafür 350 Offizierportraits der Militärakademie konservatorisch versorgt.)

Durch die Neuerrichtung des vollständig zerstörten Gebäudes  konnte bereits bei der Planung auf die Bedürfnisse einer „Restaurierungs- und Versuchswerkstätte“ Rücksicht genommen werden. Hohe Räume für die Manipulation von Großobjekten, ein Lastenaufzug, eine Entwesungskammer, ein modern eingerichtetes Fotostudio, zahlreiche Restaurierateliers sowie zwei kleine Dienstwohnungen für einen permanent anwesenden Sicherheitsdienst erleichterten die sonst unter schwierigen finanziellen und personellen Bedingungen zu erledigende Arbeit. Daneben richtete Josef Zykan bis zu seinem Ausscheiden 1966 auch eine Nebenwerkstätte in Schloss Laxenburg ein, dessen Restaurierung und Revitalisierung in den 60er Jahren zu einem Arbeitsschwerpunkt der Werkstätten zählte.

Während die Nachkriegszeit vorwiegend durch Sicherungen und Rekonstruktionen des vom Krieg beschädigten Denkmalbestandes dominiert war, werden ab den 1960er Jahren auch zunehmend Schwerpunkte in allen Fachgebieten der Konservierung und Restaurierung gesetzt. Enge Verbindungen bestanden beispielsweise mit dem Land Niederösterreich und seinen Landesausstellungen sowie dem Belvedere.

Die im Jahre 1970 in Wien gezeigten Ausstellungen des Bundesdenkmalamtes über „Mittelalterliche Wandmalerei in Österreich“ und über „Denkmalpflege in Österreich 1945 – 1970“ wurden zu anerkannten Leistungsschauen auch für die Werkstätten.

1975 wurde anlässlich des internationalen Denkmalpflegejahrs das Zentrallabor in den Werkstätten eingerichtet und damit den Restauratoren auch die Möglichkeit einer naturwissenschaftlichen Begleitung ihrer Arbeiten geboten. Zeitgleich ermöglichte die Erprobung neuer Methoden die methodische Weiterentwicklung der bis dahin sehr traditionell ausgerichteten Arbeitsweise in der Restaurierung.

Heute sind die seit 2007 in „Abteilung für Konservierung und Restaurierung“ umbenannten „Restaurierwerkstätten“ in der glücklichen Lage, alle wichtigen Fachgebiete der Konservierung und Restaurierung mit entsprechend qualifiziertem Personal abdecken zu können. Bis dorthin war es aber ein sehr steiniger Weg, der viel Idealismus und Opferbereitschaft von allen Beteiligten gefordert hat und denen die praktische Denkmalpflege in Österreich zu großem Dank verpflichtet ist.

Werkstättenleiter:innen

Dr. Herbert Seiberl (1938 - 1945)
HR Dr. Josef Zykan (1945 - 1966)
HRin Dr.in Gertrude Tripp (1966 - 1979)
HR Univ.-Doz. Dr. Manfred Koller (1980 - 2005)
HR Dr. Hubert Paschinger  (2005 - 30.11.2006 (interimistisch als Stellvertreter)
Dr. Thomas Danzl (18.12.2006 - 31.10.2008)
Mag.a Astrid Huber-Reichl (1.11.2008 - 30.4.2009 (interimistisch als Stellvertreterin)
HR Dr. Bernd Euler-Rolle  (1.5.2009 - dato)