Corpus mittelalterliche Wandmalerei NEU - Kärnten

Kircheneinblick
Wieserberg, Pfarrkirche St. Helena

Die mittelalterliche Wandmalerei zählt zu den am meisten gefährdeten Kunstgattungen in der Denkmalpflege. Ihrer wissenschaftlichen Erfassung und Dokumentation sowie ihrer langfristigen Erhaltung wird aus denkmalpflegerischen, kunsthistorischen und konservatorisch-restauratorischen Gesichtspunkten ein besonders hohes Interesse entgegen gebracht.

2016 startete das Bundesdenkmalamt  im Rahmen seiner Kernaufgaben der Inventarisation und präventiven Konservierung das Projekt „Corpus der mittelalterlichen Wandmalerei NEU – Kärnten“. Das Projekt schließt an die bisherige Erarbeitung der Bundesländer Wien/Niederösterreich (1983) und Steiermark (2002) an, soll jedoch einem völlig neuen, zeitgemäßen Konzept folgen.

Kärnten erscheint als nächstes Bundesland für diese erstmalige ganzheitliche Erfassung der mittelalterlichen Wandmalereien in besonderem Maße naheliegend, weil es einen ungewöhnlich reichen Bestand aufweist und weil die kunst- und kulturgeschichtliche Aufarbeitung in besonderer Weise ertragreich sein wird, da sich die mittelalterliche Wandmalerei in Kärnten entwicklungsgeschichtlich aufgrund der ehemals zentralen Lage an einer wichtigen Schnittstelle europäischer Wanderbewegungen, insbesondere zu den Nachbarländern Slowenien und Italien, entwickelt hat.

Das Projekt wurde federführend von der Abteilung für Konservierung und Restaurierung im Vernehmen mit anderen Abteilungen des Bundesdenkmalmtes (Inventarisation und Denkmalforschung, Architektur, Abteilung für Kärnten, Abteilung für Niederösterreich) sowie externen Expertinnen und Experten aus den Bereichen Kunstgeschichte und Bauforschung entwickelt und soll nunmehr in einem Pilotprojekt anhand des politischen Bezirks Hermagor in Kärnten in die Praxis umgesetzt, verifiziert und weiterentwickelt werden.

In dem neuen Konzept wird wesentliches Augenmerk auf die Kontextualisierung der malerischen Ausstattung mit Architektur und Raum gelegt und somit eine gesteigerte Einbeziehung der Bauforschung berücksichtigt. Die kunst- und stilgeschichtliche sowie die ikonographische Bearbeitung soll auf die wesentlichsten Angaben fokussiert werden, die auf Charakterisierung, Einordnung und in der Folge auf Bewertung abgestellt sind. Weiters sollen durch eine Verknüpfung mit dem konservatorischen Monitoring erstmals gezielte Angaben zu Werk- und Materialtechnik gewonnen werden und eine Zustandsaufnahme der Wandmalereien als Grundlage für eine Erhaltungsstrategie entstehen.

Damit ist das „Corpus der mittelalterlichen Wandmalereien NEU - Kärnten“ wesentlich durch Interdisziplinarität und Methodenpluralität von verschiedenen Wissenschaftsdisziplinen gekennzeichnet. Wesentlich hierbei ist auch der Synergieeffekt zwischen Inventarisation und aktiven Erhaltungsstrategien. Schließlich zählen Wandmalereien aufgrund ihrer Abhängigkeit von den baulichen bzw. bauphysikalischen Verhältnissen und ihrer Umfeldabhängigkeit, zum Beispiel auch durch ihre oftmals exponierte (Außen-)Lage, zu den gefährdetsten Kunstgattungen. Insofern stellt die Dokumentation, Inventarisation und konservatorische Überprüfung einen wichtigen Beitrag zu ihrer Überlieferung dar.